Ort: Zürich, Schweiz
Auftragsart: Entwicklungskonzept, 2019
Auftraggeberin: Grün Stadt Zürich
In Zusammenarbeit mit: Basler + Hofmann, Dinatum, Maurice Maggi, Peter Schmider, Urban Equipe
Gesucht war nichts weniger als ein neuer Freiraumtypus. Zwischen Greencity, Zürich-Leimbach und Wollishofen sollte ein Pilotprojekt einem wichtigen Themenfeld der kommunalen Richtplanung Schub und Inhalt geben: dem Siedlungsrand. Die Strategie: landschaftliche Parks, die Übergänge klären, landschaftliche und ökologische Werte sicher oder wiederherstellen, die landwirtschaftlich genutzt werden und Freiraummankos in angrenzenden Stadtteilen ausgleichen.
Das Team von S2L verfolgte den Ansatz, gängige Elemente inhaltlich zu überlagern, anstatt sie wie üblich geschickt nebeneinander zu stellen. Fachleute aus den Bereichen Landschaftsarchitektur, Agronomie, Guerilla-Gardening, Partizipation, Wald- und Wasserbau liessen sich auf einen Prozess ein, der für alle Neuland war.
Das Resultat ist gleichsam eine anachronistische Innovation: eine kleinräumige, reich strukturierte Nutzlandschaft. wie man sie aus den Zeiten vor der Flurbereinigung und der radikalen Ausräumung des Kulturlands kennt- sozusagen eine Flurentreinigung. Hecken, Trittsteinbiotope und Feldwege unterbrechen das Feldersystem. stellenweise weiten sie sich zu Aufenthalts- und Arbeitsorten. Der alte Kanal und die revitalisierte, für Naherholungssuchende zugängliche Sihl sorgen für die Begrenzung.
Ideenreich ist vor allem die vorgesehene Füllung der Felder: Der Entwurf spinnt den Gedanken der Landwirtschaft als Landschaftspflege weiter und macht das Ackerland zum gestalterisch relevanten Teil der Parklandschaft. Mit dem Ziel, Raumwirkung zu erzeugen, gibt er drei verschiedene Wuchshöhen für die Felder vor. Der Vorschlag der rotierenden Bepflanzung bietet elaborierte Ansätze zu potenziellen Fruchtfolgen mit klimawandeltauglichen Nutzpflanzen, die das zu leisten vermögen - landwirtschaftliche Pionierarbeit, die entsprechend offene Geister in der Umsetzung erfordert. Auf sogenannten ‹Follies› sind gar Experimente wie der Anbau von Zürcher Reis möglich. Teil des Konzepts ist auch die Partizipation der interessierten Bevölkerung am landwirtschaftlichen Prozess. Zwingend für das Funktionieren der Flächen ist sie aber nicht.
Text: Silke Schmeing