Ort: St. Gallen, Schweiz
Auftragsart: Studienauftrag, selektiv, 2023/24, 1. Preis
Bauaufgabe: Wohnüberbauung mit Kindergarten
Bauherrin: Helvetia Schweizerische Lebensversicherungsgesellschaft
Architektur: HBF HUGGENBERGERFRIES Architekten AG ETH SIA BSA, Zürich
Visualisierungen: Filippo Bolognese Images
FORELLE, FUCHS & HASE: Drei charaktervolle Landschaftselemente prägen den Siedlungsweiler Notkersegg am südwestlichen Stadtrand von St. Gallen: Die weite sanfte Hügellandschaft Richtung Speicher, die Rippe des Hagenbuechwaldes Richtung Norden und der zukünftig grosszügig freigelegte Wiesenbach gegen Westen. Dieser landschaftliche und kulturhistorische Kontext ist Ausgangslage für die städtebauliche Setzung und führt den stark durchgrünten Quartiercharakter im Sinne der Gartenstadt fort. Zwei Doppelzeilen fassen einen V-förmigen Freiraum – den Waldgarten - und je einen verdichteten Siedlungsraum – die Quartiergasse. Ostseitig wird eine klare Kante zur sanften Hügellandschaft formuliert, die das Wohnquartier Notkersegg als eigenständige Einheit stärkt. Der Blick in die Weite zum Freudenberg und zum Hagenbuechwald ist grosszügig freigespielt.
Mit der gartenstädtischen Situation knüpfen die zwei Doppelzeilen in ihrer Morphologie an die Umgebungsbauten an. Die Schnittfigur Ost-West unterstreicht mit Dachschrägen die Konzeption der Ausrichtung vom inneren zum äusseren Siedlungsbereich und bezieht auf selbstverständliche Art den landschaftlichen Kontext mit ein.
Der Freiraum ist der Sozialraum schlechthin. Er wird zeitgemässen Vorstellungen für ein nachbarschaftliches Leben gerecht und kann an verschiedenen Orten gestaltet, bespielt, belebt und geteilt werden. Die Quartiergassen bilden als dichte Raumfassungen den gemeinschaftlichen Teil, der zur quirligen Nachbarschaft beiträgt, geprägt durch Erschliessung und Lauben, die an die öffentlichen Bereiche der Wohnungen angegliedert sind. Auf die andere Seite zum weiten Bach-, Wald- oder Wiesenraum orientieren sich die Individualräume. Informelle Durchgänge zwischen den Zeilen thematisieren jeweils den Übergang zwischen Gasse und Garten.
Für die insgesamt 160 Wohnungen sind 2 strukturell verwandte Haustypen entwickelt: Die Flexonetten und die Hallentypen. Sie bieten Raum für konventionelle und neue Wohnformen, für unterschiedliche Milieus, Altersgruppen und Haushaltsgrössen. Das schafft eine Basis für Diversität und die Kontinuität der guten sozialen Durchmischung, womit ein nachhaltiger Entwicklungsschub in Gang gesetzt werden kann. Der Aussenraum, der architektonische Ausdruck und die Wohnform sind eng miteinander verknüpft. Bei diesen feinen und einfach gestalteten Häusern bindet Material, Struktur & Gliederung die verschiedenen Typologien zu einem identitätsstiftenden Ganzen zusammen.